free swimming lessons for everyone
Im eigens für die Kunstkiste Uster geschaffenen Werk «free swimming lessons for everyone» dynamisiert der Künstler Luca Harlacher (*1993) einmal mehr seine Exploration in die Archäologie der Gegenwart. Die vielfältigen Plastikobjekte, insbesondere schrille Spielzeuge und allerlei Skurrilitäten einer postkapitalistischen Gesellschaft, werden in einem Planschbecken in tanzähnliche Bewegungen versetzt. Sie eröffnen den Betrachtenden ein assoziatives Netzwerk, das durch subtile Veränderungen im Wasserstrom an den Schmetterlingseffekt erinnert und uns immer wieder mit neuen Ausgangssituationen konfrontiert. Das Planschbecken-System, dessen skulpturale Materialität des Wassers ungewohnt erscheint, ist ein zyklisches Rennen ohne Sieger, geprägt von auf der Oberfläche schwimmenden und schon abgesunkenen Objekten. Es wirft kritische Fragen zu Wachstumsgesellschaft und Produktion auf, indem die vom Künstler produzierten und platzierten Objekte vom Augenblick verbraucht und vom Wasser weitergetragen werden. Für die Kunstkiste Uster wird die Versuchsanordnung abermals überdacht, wenn nun neben objets trouvés auch kleine Malereien mitschwimmen. Hat sich die Kunst endgültig in die Warenproduktion eingeschrieben? Oder zielt das Werk auf eine Kritik materieller und produktionsästhetischer Hierarchien ab?
Harlaches Praxis lebt vom Umgang mit marginalisierten Ausgangsmaterialien. Seien es Spielzeuge aus Kinderzimmer, Verpackungsmaterial vom Süssigkeitenladen oder schlichtweg Fundstücke aus den urbanen Abfallbergen; stets wendet sich seine Aufmerksamkeit auf Fragmente einer Kultur des Übermasses. Die Konstruktion eines postapokalyptischen Amalgams lässt das Publikum in eine Welt eintauchen, die sich herkömmlicher ästhetischer Sehgewohnheiten entzieht und nicht eindeutig den utopischen Raum einnimmt, ohne kritisch mit ihm einzugehen. Dabei verbinden sich im spielerischen Umgang nicht nur vergessene Realitäten und träumerische Konstruktion, sondern vor allem die Erhebung der Objekte zu neuer Identität. Deswegen verdichtet sich in dieser
Erzählung ein collagiertes Experiment, das sich nur in seiner Eigenlogik verstehen lässt. Der Künstler lädt uns ein, alternative Welten zu erkunden, die wahrscheinlich gar nicht neben, sondern in uns schlummern.
Luca Harlacher lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in Winterthur. Er hat an der Zürcher Hochschule der Künste und der Universidad Nacional de las Artes – UNA in Buenos Aires Fine Arts studiert. Der Verein AKKU Uster hat ihm im Sommer 2022 das Förderstipendium verliehen. Damit verbunden ist die Nutzung eines Ateliers auf dem Zeughausareal in Uster.
Text Luca Gurtner, Kunsthistoriker